Pumpen mit Kids: Weniger Druck, mehr Freude

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Teil 2

Wie der Nachwuchs Fortschritte macht und welches Verhalten auf dem Pumptrack sinnvoll ist. 

Text: Simon Eppenberger / Pics: Giorgia Müller

Seit wir mit unseren Kids zum nahe gelegenen Pumptrack fahren, haben wir ungefähr ein Dutzend Dinge vergessen oder vermasselt. Mindestens. Hier unsere gröbsten Fehler und besten Learnings. 

Anfahrt

Wir haben das Glück, mit dem E-Stadtvelo und Anhänger in zehn Minuten beim Pumptrack zu sein. Und da die Strecke nur kurz entlang einer Strasse führt, kann der Grosse mit dem Kidsbike selber hinfahren. Anfangs brauchte er dafür so viel Energie, dass er auf dem Pumptrack schnell genug hatte. Nur wollte er unbedingt selber hinfahren. Da setzten wir ihn eine Zeit lang unter Protest wieder in den Wagen. Dieses “Energie sparen” durch uns Erwachsene hat sich bewährt, da sich Kinder noch nicht so gut spüren und eine Erschöpfung schnell möglich ist.

Ankunft

Manche Kids brauchen Zeit, um ihre Umgebung erstmal eingehend zu studieren. Das kann sich insbesondere auf dem Pumptrack hinziehen. Die Aufforderung, jetzt doch mal loszufahren, hat bei unserem Nachwuchs jedenfalls nie Begeisterung ausgelöst. Auch mit Zeitangaben wie “in einer halben Stunde gehen wir weiter” kamen nicht weiter, da eine solche Information zu abstrakt ist und nicht zum Losrollen motivierte. Also haben wir darauf verzichtet, Zeitdruck zu erzeugen. Die Schauen-und-warten-Phase ging vorüber, heute fährt er oft geradewegs auf den Pumptrack. Was uns direkt zum nächsten Punkt bringt.

Verhalten

Das Tolle am Pumpen ist, dass es kein umfassendes Regelwerk und keine Linien wie beim Fussballspielen braucht. Dennoch gibt es ein sinnvolles und ein anderes Verhalten. Die wenigen Regeln zu kennen ist aus zwei Gründen wichtig: sie bringen Sicherheit und Spass.

title Pause machen, kurz was erklären: Besser am Rand des Pumptracks, als mitten auf der Fahrbahn.

Ob zu Fuss oder auf dem eigenen Bike: das Wichtigste als Erwachsene:r ist, die Situation und die Fahrweise der anderen im Überblick zu behalten. Welche Fahrtrichtung gilt, wo liegen die schwierigen Stellen, wer ist wie schnell unterwegs? Dabei selber nicht auf der Fahrbahn rumstehen ist elementar, denn für Pausen sind die Ränder, Ecken oder Nebenflächen vorgesehen.

title Auf die anderen achten, Schnellere vorbei lassen: wer sich aufmerksam verhält, hat auch mit vielen Kids auf dem Pump eine gute Zeit.

Der Nachwuchs ist erstmal mit sich selbst, dem Laufrad oder Kidsbike und den Wellen und Kurven beschäftigt. Deshalb führt anfangs kein Weg daran vorbei, permanent präsent zu sein und das sinnvolle Verhalten zu vermitteln: auf die anderen achten, nicht lange stehen bleiben, Schnellere vorbeilassen, für Langsamere bremsen.

Wer selber auch fährt, ist hinter dem Kind oft in der besten Position, um dem Nachwuchs Sicherheit zu vermitteln und den einen oder anderen Tipp zu geben.

Heranführen

Ob die ersten Meter auf dem Laufrad oder die ersten Sprünge: Stürze und Tränen lassen sich zwar nicht vermeiden, aber immerhin dosieren. Für uns bewähren sich zwei einfache Regeln: Den Nachwuchs bei neuen Herausforderungen nicht alleine lassen – und nicht überfordern.

title Ungewohnte Höhen: Kinder kopieren andere und fahren auch Linien, die sie überfordern. Für uns hat sich das Hinterher- statt Vorausfahren bewährt.

Ein Beispiel: Die kleine Runde auf unserem Home-Pumptrack hat eine Kurve, die sehr weit hochgezogen ist. Diese Stelle ist steil und lässt sich ähnlich wie ein Wallride fahren, während die Kids-Line untenrum führt. Beim Vorausfahren reichte ein spielerisches Ausholen in dieser Kurve und der Grosse machte das sofort nach – mit null Erfahrung, viel zu wenig Schwung, Sturz inklusive.

Seither halten wir uns zurück beim Vorzeigen neuer Herausforderungen oder Vorfahren schwieriger Linien. Ohne dieses „Pushen” verbessert sich sein Fahrkönnen sogar schneller, da die Motivation nicht durch äusseren Druck negativ beeinflusst wird. Seine kindliche Neugier lässt ihn ohnehin immer wieder Neues ausprobieren und er lernt – auch durch Stürze – Risiken und seine Fähigkeiten selbst einzuschätzen.

title Genügend Energie ist essentiell: Schnell einen Snack essen und weiter gehts.

Verpflegung

Wir besitzen ein halbes Dutzend Snack-Behälter, um frisch portionierte Früchte mitzunehmen. Benutzt haben wir sie bis heute kaum. Einerseits fehlen uns nach dem Packen aller Kleider, Velos und Lieblings-Stofftiere oft Zeit und Nerven. Andererseits wollen die Kleinen oft genau etwas anderes, als wir ihnen extra zubereiten. Also kommen Äpfel und Bananen unzerteilt mit. Immer dabei haben wir Cracker, Riegel und Frucht-Smoothies. Für Notfälle, zum Beispiel als Ablenkung nach einem Sturz, haben sich Gummibärli oder Schöggeli bewährt.

Abwechslung

Auch wenn uns Grossen das Biken am Wichtigsten ist und Pumptracks doch eindeutig allen Spass machen: Der Nachwuchs sieht das vielleicht ganz anders. All unsere Begeisterung nützt nichts, wenn die Lust bei den Kleinen fehlt. Oder das Fahren plötzlich nicht mehr spannend ist, aus unerfindlichen Gründen nichts mehr klappen will oder der letzte Sturz der eine zu viel ist.

Für solche Momente (oder länger geplante Ausflüge) ist eine kindgerechte Abwechslung viel Wert. Ein naher Spielplatz, ein Outdoor-Spielzeug im Sack, ein Gewässer oder Glacé können Wunder wirken. Denn für Kids ist es wichtig, am Ende den Ausflug positiv zu erleben. Dabei muss für den Nachwuchs das Pumptrack-Fahren gar nicht der Höhepunkt sein. Hauptsache ist, dass der Ausflug insgesamt Spass macht. Das fördert mittelfristig die Freude am Pumpen viel eher, als sich auf das Biken als einzige Aktivität zu konzentrieren.

title Abwechslung bringts: Ein nahe gelegener Spielplatz oder Skatepark ist auch für Kleinere geeignet, welche vielleicht erst Trottinett oder noch gar nicht fahren können.
06.04.2023

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