Biken, kalte Temperaturen und kleine Kinder

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Wie der Nachwuchs auch bei Kälte und Nässe Spass auf dem Bike hat – und welche Fehler man lieber vermeidet.

Text: Simon Eppenberger / Pics: Giorgia Müller

Wenn wir Glück haben, bestehen die kurzen Tage im Jahr nicht aus Kälte, Nebel oder Regen. Doch das Glück ist beim Wetter so eine Sache. Trockenheit, Sonne und dann Pulverschnee, das erleben wir meistens in den Bergen. Dort wohnen wir jedoch nicht und hocken deshalb an unserem Tisch im grauen Flachland und fragen uns: alles nass und rutschig, was also tun wir heute?

Einen ganzen Tag in den eigenen vier Wänden verbringen ist zwar eine warme und trockene Option. Jedoch ermatten wir ziemlich genau dann, wenn sich die Kids erstmals mit Duplos bewerfen und der Grosse plötzlich davon überzeugt ist, das Büchergestell sei eine Kletterwand.

Also gehen wir auch bei garstigem Wetter “lieber” raus – und denken darüber nach, wie wir das mit dem Bike verbinden können. Wir Erwachsenen wären ja für vieles zu haben. Mittlerweile besitzen für jeden erdenklichen Trailzustand die passenden Funktionskleider und kurbeln in einem kinderfreien Moment wild entschlossen durch Regen, Schlamm oder Schnee. Manchmal grinsen wir dabei sogar.

Bei den Kindern hingegen beschränkt sich die Ausrüstung auf allgemeine Regen- und Winterkleider und es gilt die Gleichung: Je wärmer, desto weniger Bewegungsfreiheit. Die wärmsten Handschuhe und massivsten Stiefel bleiben also im Schrank. Spätestens wenn die Finger durchgefroren und die Füsse nass sind, verfliegt die Begeisterung für Pfützen und Schneematsch umgehend.

Also doch nix mit Biken in den kalten Monaten? Schliesslich will man ja die eigene Leidenschaft für das Zweirad mit den Kindern teilen und ihnen nicht aufzwingen. Radikal verzichten muss man nicht unbedingt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man das Bike durchaus ganzjährig nutzen kann, um Bewegung in die Freizeit zu bringen. Dabei helfen uns einige Do’s und Dont’s:

Was wir im Winter vermeiden:

  • Auf dem am Vortag beschlossen Plan beharren, Biken zu gehen – auch wenn das Wetter wider Erwarten richtig mies wird oder der Nachwuchs viel lieber drei andere Dinge tun will.
  • Biken bei Schnee(matsch) und Eis.
  • Schlammige Strecken, bei denen Festfahren und Stürze und damit Frust vorprogrammiert sind.
  • Die gleich langen Runden drehen wie im Frühling oder Herbst.
  • Längere Ausflüge mit dem Anhänger (bei denen dann wir frieren, wenn die Kinder raus wollen zum Spielen und wir verschwitzt von einem Bein aufs andere hüpfen).
title Pumptracks sind die idealen Auspower-Orte für die ganze Familie. Und es gibt sie in der ganzen Schweiz.

Was wir im Winter gerne tun:

  • Kurze Runden in der Nähe drehen.
  • Wenn einigermassen trocken: ein paar Runden auf dem Pumptrack oder Kidstrail fahren.
  • Ohne Stress und fixes Ziel neues Material ausprobieren. Kommen dann im ersten Moment der neue Schuh, das erste Mal mit Zugseil oder das neue Kidsbike nicht gut an, dann ist das völlig OK. Denn das Rausgehen war das Wichtigste und hat stattgefunden.
  • Neue Wege, Plätze, Parks und andere Orte in der nahen Umgebung erkunden. Dabei lässt sich sicher, schlammfrei und mit Spass die Fahrtechnik über kleine Stufen, Rampen etc. verbessern. Das freut auch Erwachsene.
  • Bikes putzen statt fahren. Punkto Bewegung eher bescheiden, aber eben: hauptsache draussen. Und schlammbefreite und frisch gepflegte Bikes sind auch was Gutes.
  • Wenn das Wetter zu unfreundlich zum Rausgehen ist: Spring-Parcours auf dem Sofa und wenigstens Einkaufen mit dem Anhänger (schlechter Trost, aber das Leben ist manchmal gnadenlos).
  • Werkzeuge statt Trail: Mit Kids wird die Reparatur eines platten Reifens oder das Auswechseln von Bremsbelägen schnell zu einem grösseren Unterfangen. Deswegen kommt man nicht unbedingt raus, muss aber manchmal sein und bringt Abwechslung.
title Imbus, Schlauch, Pumpe – und schon geht’s ab in der Indoor-Werkstatt.

Einige Punkte und Kniffe, die uns das Bike-Leben im Winter erleichtern:

  • In gut sitzende und wetterfeste Schuhe investieren
  • Handschuhe ausprobieren, bis ein Modell zumindest einigermassen passt und einen akzeptablen Kompromiss aus Schutz und gutem Griff bietet (wie man passende Handschuhe findet gibts hier zu lesen).
  • Allenfalls Kinderlenker mit Handwärmer anschaffen (mehr dazu gibt es hier).
  • Bei Regen: Helmschlitze mit Malerklebeband verschliessen. Sieht suboptimal aus, schützt aber den Kopf gut vor Nässe. Pro-Variante: Regenhülle für den Helm.
  • Wenn eine Regen- und Schlammschlacht ansteht: Füsse in Socken und dann in kleine Plastiksäcke stecken. Das macht aus jedem Schuh einen temporären Stiefel.
  • Immer einen kleinen Snack parat haben, um sinkender Energie und Motivation sofort vorzubeugen.
  • Wenn es nicht mehr allzu lange dauert bis nach Hause oder zum nächsten Café, Restaurant etc.: Warmes und leckeres Ziel in Aussicht stellen, beispielsweise eine heisse Schokolade.

Jetzt wünschen wir viel Spass, bei welchem Wetter auch immer. Und wenn das Frieren die Freude dämpfen sollte: Hauptsache draussen (zurück in der Wärme sieht die Welt wieder besser aus).

title Wieso nicht Sliden lernen beim ersten Schneematch? Weiche Landung garantiert. 🙂

Und wer Pumptrack-/Dirtbikes besitzt: Es gibt auch ganzjährig trockene Bike-Locations. Hier eine Auswahl

Skills Park Winterthur ZH mit Pumptrack, Bigair, Street- und Jumppark, Bowl und Trampolin, Sonntagmorgen reserviert für Kleine bis fünf Jahre. Infos hier

Wheels Park Sarnen OW mit Dirtjumps, Bigair und Übungstrails für Anfänger. Infos hier

Bike-Halle Uetikon am See ZH mit diversen Jumps und Street-Obstacles. Infos hier

Freestyle-Halle Zürich ZH mit Miniramps und Street-Obstacles, Zeitfenster für unter 10-Jährige. Infos hier.

Trendsport Basel BS mit Freestyle-Park aus Jumps und Street-Obstacles, jeder 2. und 4. Sonntagmorgen ist für die Kleinsten reservier. Infos hier

La Fievre Lausanne VD mit Bowl, Street und Jump-Zone. Infos hier

> Fehlt eine empfehlenswerte Indoor-Location, in der Bikes zugelassen sind? Wir sind für jeden Hinweis dankbar.

Was sind deine Erfahrungen mit Biken in der kalten Jahreszeit? Jeder Tipp und Trick als Kommentar ist willkommen.

04.01.2024

Kommentare (2 )

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Noëmi Derron
2022-12-01 13:14:29
Der Marroni-Hack: Hat das Kind auf dem Frontsitz (oder auch das selberfahrende Kind) kalt lohnt es sich einen Marronistand anzusteuern. Einzeln in die Handschuhe und die Tüte vorne in die Jacke gesteckt wärmen sie und sorgen gleichzeitig für einen zufriedenmachenden Snack. Falls keine Marroniverkäufer*innen in der Nähe schaffen Wärmebeutel Abhilfe.
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Giorgia Müller
2022-12-08 15:30:33
Mega cooler Tipp! Danke dir. Das merken wir uns gerne für unsere nächste Tour! Ride on, Giorgia & Simon
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