Das erste Bike mit Pedalen darf warten

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Plötzlich Pedalen und Bremsen: In der Praxis sind die Alters- oder Grössenangaben bei Kidsbikes zwar eine Hilfe. Alleine davon leiten lassen sollte man sich jedoch nicht.

Text: Simon Eppenberger / Pics: Giorgia Müller

Die Angaben zu Kidsbikes verwirren. Laufräder werden für bis zu vierjährige Kinder und mit 14-Zoll-Rädern verkauft. Modelle mit Pedalen hingegen gibts bereits ab 12 Zoll und drei Jahren. Wir fanden: Nach dem 12-Zoll-Laufrad gibt es das erste „richtige“ Bike. Wir bestellten es, als der Grosse drei Kerzen auf dem Kuchen hatte. Das war im März 2022. Bekommen hat er das Ding erst vier Monate später. Dazwischen stand es orginal verpackt in der hintersten Ecke des Kellers.

Denn ausschlaggebend ist nicht das Alter. Wichtiger ist das Fahrkönnen. Klappt es mit sicherem Fahren geradeaus und in Kurven sowie dem Bremsen mit den Füssen? Rund um den dritten Geburtstag stellten wir fest: meistens. Also warteten wir noch ab und merkten: Das Fahren auf zwei Rädern wird für ihn erst langsam zu einer intuitiven Angelegenheit, stetig lernt er Dinge hinzu, fährt sicherer. Also warteten wir weiter zu, solange die Lernkurve noch immer nach oben zeigt – und er offensichtlich weiterhin Freude am Fahren ohne Pedalen hat.

Können und Körper entscheiden

Neben dem sicheren Fahren ist die Körpergrösse das zweite entscheidende Kriterium für ein Kidsbike mit Pedalen. Wann ein Antrieb Sinn macht, wird dabei unterschiedlich gemessen. Hersteller:innen geben zum Beispiel die innere Beinlänge (ab 37 cm) und/oder die Körpergrösse (ab 95 cm) an.

Diese Masse hatte der Grosse erreicht. Trotzdem war die Freude am simpel zu fahrenden Laufrad auch weit nach seinem dritten Geburtstag ungebrochen, die Sattelstütze hatte noch Potential nach oben. Und nachdem er während dem Fahren die Fersen auf dem Rahmen platzierte, haben sich die Distanzen nochmals verlängert.

Kaum Angaben zum Wechsel auf ein voll ausgestattetes Bike gibt es punkto Bremsen. Sie sollten bissig sein und gleichzeitig darf der Hebel nicht weit weg stehen. Hier mit Fingerlängen zu arbeiten würde wenig Sinn machen. Im Vergleich zu unseren Erwachsenenhände ist der Lenker sowieso zu massiv und die Handkraft ist noch nicht da, um gleichzeitig den Griff fest zu halten und die Bremshebel mit einem oder zwei Fingern zu ziehen. Wann also wechseln?

Intuitives Fahren

“Ich will Pedalen”, sagte er kurz nach seinem Geburtstag. Das erschien uns nachvollziehbar, sieht er uns doch seit jeher beim Treten zu. Und die älteren Nachbarskinder flitzen auf Pedalen durch die Gegend. Allerdings sagte er das dann in vier Monaten nur zweimal. Noch mehr ins Gewicht fiel jedoch der Umstand, dass er sein Laufrad zunehmend auch spielerich benutzte, Slalom fuhr oder der Bordsteinkante entlang. Eines Tages klappt die Koordination zwischen Augen, Händen und Füsse intuitiv richtig.

Wie gut dies bei Bremsen UND Pedalen funktioniert, wird sich zeigen. Letzthin sahen wir jedenfalls ein Kind auf einem Bike mit Bremsen, aber Kurbeln und Pedalen waren abgeschraubt. Es konnte sich also in Ruhe mit der neuen Technik am Lenker anfreunden. Vielleicht ein Zwischenschritt, dem manchem Kind beim sicheren Lernen entgegenkommt. Wie der Umstieg beim Grossen klappte, werden wir demnächst berichten.

Material ist für alle wichtig

Last but not least: Ob Mädchen oder Junge, das richtige Material ist für alle das A und O. Völlig unabhängig vom Geschlecht gilt: Ist ein Bike ergonomisch und leicht gebaut, macht es doppelt Spass und das Lernen von neuen Skills ist einfacher.

Noch wichtiger ist jedoch die Wahl eines kindergerechten Bikes. Tendenziell bei Mädchen sehen wir zu oft, dass sie mit unhandlichen, schweren Kinderbikes rumfahren. Neben dem Gewicht bereitet den Kids vor allem Mühe, wenn die Geometrie und Lenkerposition nicht auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. So verlieren sie bald den Spass am spielerischen Umgang mit dem Velo – oder gar die Freude am Fahren. Das ist mehr als bedauerlich, denn der Spiel- und Endeckungstrieb steckt in allen und will auch auf zwei Rädern ausgelebt werden.

Tipps für das erste Rad mit Pedalen und Bremsen:

  • Leichte Modelle lassen sich leichter beschleunigen, abbremsen – und tragen
  • Spezialisierte Hersteller:innen bieten ergonomisch passende Modelle und wichtige Details wie kindergerechte Bremsgriffe und Pedalen
  • Eine einwandfrei funktionierende Occasion reicht aus, Kratzer gibts sowieso.
  • Sattelhöhe anpassen: Im Sitzen muss der Boden mit beiden Füssen gut erreichbar sein.
  • Für eine Klingel ist es noch zu früh, Körbchen & Co. sind unnötig schwer
  • Luftdruck regelmässig checken. Weiche Reifen trüben den Fahrspass.
  • Reifen mit Stollenpneu sehen cool aus, machen aber nur Sinn, wenn sie sehr oft neben befestigten Wegen zum Einsatz kommen. Ansonsten sind leichter rollende Reifen empfehlenswert.
  • Neben dem passenden Helm sind gut sitzende Schuhe sinnvoll, die kein allzu grobes Profil in der Sohle haben. Dadurch haften sie besser auf den Pedalen.

Was hast du für Erfahrungen beim Wechsel vom Laufrad auf Pedalen gemacht? Oder hast du Fragen? Wir freuen uns auf deine Tipps oder Anliegen als Kommentar hier unten oder per Mail direkt in unser Postfach.

03.08.2022

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